Begleitung von Adoptivfamilien

Diese Woche durften wir bei unserem Herzenseltern Treffen Thomas Diebald mit einem Impuls zum Thema „Die Begleitung von Adoptivfamilien“ begrüßen. Thomas Diebald ist Psychotherapeut in Ausbildung unter Supervision und betreibt seine eigene Praxis in Graz, wo er unter anderem Adoptivfamilien begleitet. In seiner Arbeit erlebt er, dass neben den alltäglichen Herausforderungen der Elternschaft bei Adoptivfamilien manchmal zusätzliche, für alle Beteiligten schwierige und belastende Situationen auftreten können.

„Egal wie Familien entstehen, es geht immer um Bindung und Beziehung.“ Mit diesem Satz von Herrn Diebald sind wir in einen sehr spannenden und bereichernden Austausch gestartet.

Die Macht des impliziten Wissens

Kinder nehmen schon im Mutterleib durch Hormone und Gefühle ihrer leiblichen Mutter mögliche Stressoren wahr. Dieses implizite Wissen, das bis zum dritten Lebensjahr und darüber hinaus gesammelt wird, wird nicht kognitiv, sondern emotional und körperlich abgespeichert. Diese frühen Erfahrungen beeinflussen das Verhalten und die emotionalen Reaktionen des Kindes, auch wenn weder das Kind noch die Eltern diese Zusammenhänge bewusst erkennen können.

Unbekannte vorgeburtliche und frühkindliche Erfahrungen

Bei einer Adoption fehlt oft das Wissen über die vorgeburtlichen Erlebnisse des Kindes, die Geburt und die ersten Lebensstunden. Diese unbekannten Faktoren können mächtig sein und unerwartete Reaktionen im Kind hervorrufen. Geräusche, Bilder, Gerüche oder Situationen können starke emotionale Reaktionen auslösen, ohne dass das Kind oder die Eltern verstehen, warum. Zudem begleitet das Wissen, von der leiblichen Mutter weggegeben worden zu sein, das Kind ein Leben lang. 

Investition in sichere Bindung

Alles, was Adoptiveltern in die sichere Bindung zu ihrem Kind investieren, ist von unschätzbarem Wert. Eine sichere Bindung ermöglicht es den Kindern, ihre Themen zu zeigen und auszudrücken. Als Eltern können wir den Schmerz unserer Kinder nicht wegnehmen, aber wir können ihn anerkennen und unsere Kinder durch ihre Gefühle begleiten. Es ist wichtig, kein Geheimnis aus der Adoption zu machen und dem Herkunftssystem einen Platz im Leben des Kindes zu geben.

Offenheit und Anerkennung

Es ist entscheidend, offen mit der Adoption umzugehen und das Herkunftssystem des Kindes zu würdigen. Diese Offenheit hilft den Kindern, ihre Geschichte zu verstehen und sich sicher in ihrer neuen Familie zu fühlen. Das Buch „Wieviel Wahrheit braucht mein Kind? Von kleinen Lügen, großen Lasten und dem Mut zur Aufrichtigkeit in der Familie.“ von Irmela Wiemann ist eine wertvolle Ressource für Eltern, die sich mit dieser Thematik auseinandersetzen. 

Die magische Phase der Kindheit

Kinder befinden sich im Alter von etwa 2-6 Jahren und auch darüber hinaus in einer magischen Phase, in der Logik und natürliche Grenzen oft nicht gelten. In dieser Zeit können Herkunftseltern idealisiert werden, während Adoptiveltern möglicherweise abgewertet werden. Je mehr altersgerechte Informationen die Kinder über ihre Geschichte haben, desto hilfreicher kann dies in dieser Phase sein. Es ist wichtig, das Wissen altersgerecht zu vermitteln und negative, wertende Formulierungen zu vermeiden. Durch Offenheit in der Kommunikation können Adoptiveltern ihre Kinder zusätzlich unterstützen. 

Bücher * Bücher * Bücher

Büchertipps zur Thematisierung der Adoptivgeschichte:

  • Herzwurzeln. Ein Kinderfachbuch für Pflege- und Adoptivkinder von Irmela Wiemann
  • Zwei Papas für Tango: Bilderbuch für und über Regenbogenfamilien von Edith Schreiber-Wicke
  • Und dann kam Pina von Ursula Tanner

Büchertipps zur Thematisierung von gesunden Grenzen und Gefühle:

  • Ich geh doch nicht mit Jedem mit! Von Dagmar Geisler
  • Mein Körper gehört mir! Sachbuch für Kinder ab 5 Jarhe von Pro Familia
  • Ich und meine Gefühle: Emotionale Entwicklung für Kinder ab 5 von Holde Kreul

Büchertipps für Adoptiveltern:

  • Herzwurzeln. Ein Kinderfachbuch für Pflege- und Adoptivkinder von Irmela Wiemann
  • Wenn die Kinder klein sind, gib ihnen Wurzeln, wenn sie groß sind, gib ihnen Flügel. Ein Elternbuch von Ursula Neumann

Herzlichen Dank für diesen wertvollen und bereichernden Austausch. Die Zeit verging wie im Flug.

Andrea, Herzensmama